3 Jahre InSol

Jul,2022

Sommer, Sonne, Sonnenschein! Es ist Urlaubszeit. Das warme Wetter in Deutschland lädt dazu ein, die Füße hochzulegen oder einfach wieder mal in Urlaub zu fliegen und die Seele baumeln zu lassen.

Ich dachte ich gebe euch daher wieder ein wenig Lesestoff und berichte einfach mal, gewohnt unorthodox, über ein paar Schattenseiten meiner drei jährigen Selbstständigkeit. Wo fangen wir nur an…

Wieso gibt es die InSol

Wie einige wissen, habe ich InSol damals gegründet um Abends und am Wochenende nebenbei zusätzlich in der IT Geld zu verdienen. Ich war angestellt, gut bezahlt und hatte eigentlich auch interessante Aufgaben. Ich habe viele Überstunden gehabt und war ein Freund davon, diese an einem Freitag abzubummeln.
Da meine Frau auch ein Nebengewerbe und am Wochenende gearbeitet hatte, wollte ich die Zeit ebenfalls zum arbeiten nutzen. That’s it.

Circa 2 Monate nach der Gründung kam es dann zu einem Gespräch, mit meinem damaligen Chef und mir. Mein Auftreten und meine Seite machen “direkten Wettbewerb”. Ich hatte mir dafür im Vorfeld eine schriftliche Genehmigung geben lassen, die war aber einfach scheiße formuliert. Der Konsens war “Wir genehmen Kevin den Nebenerwerb, aber er darf nicht in direkter Konkurrenz treten.” Das ist natürlich schwer, wenn man sagt, dass man in der IT nebenbei gründen will. Ich denke beide Parteien waren am Ende verwirrt, daher habe ich am Folgetag einfach gekündigt.

Ich hatte eingehend mit der Kündigung einen Maulkorb bekommen und durfte damalige Kunden nicht abwerben, geschweige denn, irgendwas unternehmen, was meine InSol stärken und meinen alten Arbeitgeber schwächen könnte. Ganz im Gegenteil, ich musste noch Projekte durchdrücken, Kunden dahingehend belügen, warum ich keine Terminabsprachen mache und warum ich Termine absage, die lange geklärt waren…. Wie so oft mangelte es an der Transparenz gegenüber dem Kunden.

Mein erstes Freelancer-Angebot

Ich hatte das Angebot erhalten, als Freelancer für meine alte Firma tätig zu sein – und wenn man nichts hat, freut man sich natürlich über so ein Angebot. Man fühlt sich aufgefangen. Grundlage dazu ist natürlich ein Vertrag, den ich auch erhalten habe. Ich frage mich, wer sowas unterschreibt? Lest selbst:

Bedeutet, wenn der Auftraggeber, der Meinung wäre, die Zusammenarbeit zu kündigen, dürfte ich ein Jahr nicht mit/für die InSol arbeiten, denn die bietet natürlich auch IT-Dienstleistungen an. Und auch nicht für andere anheuern. Was würde denn passieren wenn ich es doch mache?

Also wenn man so ein Dreck vorgelegt bekommt, fragt man sich schon, warum man sich über Jahre für ein Unternehmen prostituiert hat. Andere Gedanken hat man in dem Moment einfach nicht. Im Gegenzug werden aber keine Entschädigungen gezahlt, wenn man keine Aufträge bekommt oder sich im “Berufsverbot” befindet. Einfach unprofessionell und unnötig.

Lauf Forest, lauf!

Getreu dem Motto von Forest Gump, hieß es: Loslaufen und Fuß fassen. Also mussten Aufträge ran. Und wie ich schon in vorherigen Blogs berichtet habe, fing mich einer meiner Partner auf. Ich leistete direkt in Vollzeit ein Projekt und konnte monatlich einen Teil der Aufwände auszahlen lassen – so waren meine Fixkosten die ersten Monate gedeckt und ich konnte die InSol aufbauen, musste keine unmoralischen Verträge unterschreiben oder mich wieder anstellen lassen.

So plätscherte es vor sich hin. Während meiner anfänglichen Selbstständigkeit quirlte ich bei einigen IT-Bekannten rum, machte teilweise kostenlose Dienstleistung und Beratung um von mir zu überzeugen oder traf mich mit Menschen um in Kontakt zu kommen. Nach einigen enttäuschenden Monaten hatte ich überlegt, ein klassisches Freelancer Projekt in Vollzeit anzunehmen, was ich nie machen wollte. In den Projekten arbeitet man i.d.R. 4 – 6 Monate in Vollzeit, sprich 40 Std. die Woche. Das ist nicht unbedingt verkehrt, ich wollte aber nicht zu dem Zeitpunkt 4-6 Monate vom Markt weg sein.

Und dann vielen die Domino-Steine wie von allein – Oktober, November und Dezember. Wie abgesprochen kamen meine Partner, kurz nacheinander, um die Ecke. “Kevin, wir sind unzufrieden mit einigen unserer IT-Projekten. Hast du Lust und Zeit uns zu unterstützten?”… und wie ich die hatte.

Du erntest, was du säst!

Was soll ich sagen, meine ersten vier Partner, die Pfeiler der InSol wie ich sie gerne taufe, sind bis heute meine Partner geblieben. Darüber hinaus habe ich bei anderen Kunden auch Dienstleistung gemacht, mal einmalig, aber auch wiederkehrend. So betreue ich seit 3 Jahren also meinen kleinen Kundenstamm, nach besten Wissen und Gewissen. Angefangen von einem 5 Mann Unternehmen, bis hin zu einem Konzern. Bei einigen macht man alle 2- 3-4 Monate mal paar Tage Dienstleistung mit den IT’lern vor Ort zusammen, bei anderen habe ich ein monatliches Dienstleistungskontingent, aus dem heraus gearbeitet wird – teilweise im vollsten Vertrauen, was ich natürlich nicht ausnutze. Ich versuche dabei, einfach ich zu bleiben und stets Mehrwerte für beide Parteien zu schaffen.

Nervige Sachen von/mit Kunden

Natürlich gibt es Kunden oder Systemhäuser, für die man in der Vergangenheit mal Dienstleistung gemacht hat, das ganze so aber nicht mehr weiterführt. Auch ich bin nicht perfekt und bin ein Mensch mit Emotionen, aus denen ich heraus die Zusammenarbeit beende. Beispielsweise

  • wenn Geschäftsführer (!) von Systemhäusern einfach nicht mehr reagieren oder auf E-Mails antworten.
  • Kunden, die von mir erbrachte Vorschläge selbst abarbeiten wollen, scheitern und dann mehrfach an Wochenenden oder Abends/Nachts anrufen um Hilfe zu bekommen, den fabrizierten Müll aufzuräumen. Sich sonst aber nicht melden. Und ganz ganz viel über WhatsApp fragen “wie mach ich jetzt das und wo muss ich hin klicken. Danke ab hier komme ich alleine zurecht”.
  • Wenn Kunden eine Rechnung nicht bezahlen (den musste ich mit reinbringen, weil es bisher genau 1 Kunde nicht gemacht hat, bzw. die Rechnung übersehen hat und das für mich ein Running Gag wurde).
  • Kunden Hardware/Software bei mir anfragen, ich dann (kostenlos) raus arbeite und anbiete. Die werden dann (teurer) woanders angefragt und bestellt. Aber wenn es dann um die die Installation/Einrichtung geht, soll ich dann die günstigere Dienstleistung machen. Denn eins ist Fakt – ein Freelancer ist günstiger als ein Consultant aus dem Systemhaus. Teilweise liegt die Ersparnis bei 30% – 50%. Und wenn es solche Sachen sind, wo bewusst an mir vorbei gearbeitet wird, lehne ich die Folge-Projekte oder -Dienstleistung ab.
  • Kunden die 10 Kickoffs- und Beratungsgespräche, erste Einschätzungen und Vorschläge haben wollen, bevor mein Angebot angenommen wird. Und wenn ich dann auf das Angebot verweise, kommt die Rückmeldung, dass man es doch erstmal mit der derzeitigen Konstellation weiter versucht. Danke für nichts.

Es ist (eben nicht) nur Business

Solche Geschichten kann ich aus dem Ärmel schütteln. Um niemanden zu langweilen kürze ich es hier ab – es läuft auch bei einigen Kunden und mir nicht immer rund und man geht einfach wieder getrennte Wege. Man muss als nicht klassischer Freelancer eine dicke Haut haben. Jede negative Sache fühlt sich so an, als wäre es gegen mich als Person.

Warum? Ich sitze nicht mehr in einem neuerbauten Glaspalast oder in einem Shared Office, für eine Company, die einen so fetten Kundenstamm hat, dass sie nicht mal mehr wissen wie die Ansprechpartner vor Ort heißen.

Damals habe ich unzählige Kunden betreut und bin jeden Tag extern woanders gewesen, da hat es mich nicht interessiert, ob Dienstleistung, Hard- oder Software bei einem anderen Systemhaus gelandet sind. Ich war froh über Termine, die Kurzfristig kundenseitig abgesagt wurden. So hatte ich mal Zeit, Überstunden abzubauen, E-Mails zu ordnen, internen Kram zu machen oder einfach mal mit den Kollegen zu sprechen und Essen zu gehen.

Bei mir be-und entsteht alles aus meinen technischen (Eigen-)Leistungen und meinen menschlichen Beziehungen. Wenn ich heute einen Kunden verliere oder ein Projekt nicht erhalte, obwohl ich technisch dafür der Richtige bin, muss ich mir immer wieder einreden “es ist nur Business”. Klar nagt es an mir, aber das ist gut, denn das schärft meinen Blick. Ich versuche an mir menschlich und vor allem technisch weiter zu arbeiten, um beim nächsten Mal wieder berücksichtigt zu werden. Denn es ist für mich immer noch nicht selbstverständlich, als kleiner Freelancer, so ein Kundenstamm haben, zu pflegen und entwickeln zu dürfen.

Vielleicht berichte ich beim nächsten Mal, ob ich, Stand heute, nochmal im IT-Bereich in die Selbstständigkeit wechseln würde oder einfach angestellt bleibe… Mal sehen wie das Feedback wieder wird 😀 Ich freu mich!

An der Stelle wieder !Danke! an meine Partner und Kunden! -> Hier könnte deine Werbung stehen!<- haha

In dem Sinne, lasst euch die Sonne auf den Bauch scheinen, genießt das warme Wetter und die freien Tage.