So schnell vergeht die Zeit – vor 5 Jahren saß ich beim Notar und habe mein kleines Imperium gegründet. 5 Jahre – so lange war ich bei keinem Arbeitgeber vorher angestellt. Hauptgrund dafür ist vermutlich meine “perfektionistische” Art und der Drang, besser zu werden und besser zu machen als die anderen. Und diese Unruhe hat mich auch die letzten 5 Jahre umhergetrieben.
An erster Stelle muss ich mich natürlich bei meinen Partnern, Kunden und Unterstützern bedanken. Gerade das letzte Jahr war aufgrund privater Umstände sehr turbulent und ohne meine großen Partner, die mich fast seit Tag 1 unterstützen, wäre es nicht möglich gewesen, die Zeit für meine Familie so aufzubringen, wie ich es bisher getan habe.
Danke für euere Unterstützung, euer Verständnis gerade wenn ich (vor Ort) Termine kurzfristig verschieben muss, weil die Kita schließt oder mal wieder jemand zu Hause krank ist – Danke für eure Treue!
Kommen wir zum Licht und Schatten eines Freelancers
Wo Licht ist, ist auch immer Schatten. Das kennen wir aus Filmen, Büchern oder auch aus der Erfahrung.
Zu den positiven Aspekten der Selbstständigkeit gehört an erster Stelle die freie Zeiteinteilung. Ich kann mir die Zeit für meine Familie nehmen, so viel wie ich möchte und wann ich möchte. Diese Art von Flexibilität ist auch der Hauptgrund meiner Selbstständigkeit.
Klar, jetzt kommen wieder die Geier aus ihren Löchern und sagen, dass man es auch des Geldes wegen macht – das ist natürlich auch ein Aspekt, ich bin in der Lage durch meine Selbstständigkeit meine Familie zu versorgen und wie ich finde, gut zu leben. Ich habe alles was ich brauche, habe immer einen gefüllten Kühlschrank und meiner Familie geht es gut. Man verdient seine eigenen Brötchen – das ist ein gutes Gefühl.
Da kommt es aber auch zur Schattenseite eines Selbstständigen.
Seit 5 Jahren hatte ich – genau – 0 Krankheitstage und nur eine Handvoll Urlaubstage. Egal ob Corona, Männer-Grippe oder andere Beschwerden – ich muss (fast immer) arbeiten. Klar nun kann man sagen, dass man nicht zu streng mit sich sein sollte. Aber jeder der selbstständig ist und es halbwegs ernst meint, weiß, dass man ein “Arbeitsdruck” hat. Klar kann ich nun eine Woche auch mal krank im Bett bleiben, aber wer zahlt mir dann meine Brötchen? Hinzu kommt, dass ich auch nur eine beschränkte Zeit am Tag arbeiten kann und möchte – die Tage wo ich Nachmittags, Abends und am Wochenende frei für Kunden arbeiten konnte, gehören der Vergangenheit an. Als Selbstständiger verbringt man zwei Wochenendtage im Monat mit Abrechnungen, Belege, Rechnungen und anderen internen Kram und das reicht dann auch.
Ich würde alles anders machen?
Was soll ich sagen – ich sehe viele IT-Umgebungen, ich habe Kontakt mit mehreren kleineren Teams. Und was ich immer wieder feststellen muss ist, “ich würde alles anders machen.”
Es ist schwer zu sagen und ich weiß nicht woher es kommt, aber ich habe das Gefühl, dass es immer “schlimmer” wird bei den Projekten und/oder Personen mit denen ich in Kontakt bin. Das sind nicht immer nur Themen, in denen ich unmittelbar involviert bin, sondern betreffen auch Sachen, die drumherum passieren. Mir fällt nur mehr und mehr auf, dass mein eigener Anspruch ein anderer wäre. Beispiele wie Überstunden, Dokumentation und Kommunikation lasse ich nun einfach weg, weil sie jeder aus seinem Umfeld kennt.
Wie arbeite ich eigentlich und was für Themen behandle ich?
Ich weiche vom klassischen Freelancer-Dasein ab. Normalerweise verschlagen sich Freelancer in Vollzeit in Kundenprojekte, die 4 – 6 Monate oder länger laufen. Viele Projekte bieten darüber hinaus die Option auf Verlängerung. Man fängt also ein Projekt an, arbeitet ~40 Std / Woche – 4 Monate, macht dann 2-4 Wochen frei und startet dann das nächste Projekt. Oft bleibt man im Kontakt mit dem alten Projektgeber um Rückfragen o.Ä. zu beantworten, aber man fokussiert dann das nächste Doing.
Genau so mache ich es derzeit nicht. Ich habe einen Kundenstamm, indem ich wiederkehrend und abwechselnd Dienstleistungen mache. Bei einigen bin ich für ein paar Stunden pro Woche/Monat eingekauft, die ich dann mit allerlei verschiedensten Tätigkeiten ausfülle. Bei anderen Partnern mache ich dann alle 2-5 Monate eine Aufgabe oder ein kleineres Projekt. Meist bietet es sich an die Themen zu sammeln und dann gemeinsam abzuarbeiten. Mit anderen habe ich eine lockere Übereinkunft über Stunden, die ich für sinnvolle Sachen nutzten kann.
Ich arbeite also immer wieder bei den gleichen Partnern und habe nicht die Kapazität mich in ein “neues” Freelancer Projekt zu werfen. Das hat für mich den großen Nachteil, dass ich mich selten neuen Themen, Umgebungen oder Aufgaben widme.
Ich arbeite auch immer weniger an Themen, die ich mag oder machen möchte, sondern mehr an Themen, die ein anderer nicht mag oder machen möchte. Das liest sich verwirrend, aber so ist es so. Es wird selten meine Expertise oder Sichtweise in Themen gebraucht. Es wird eher jemand gebraucht, der es zeitnah und gut abarbeitet.
Wie geht es weiter?
Nach 5 Jahren InSol frage ich mich natürlich schon, wie es nun weiter geht. Einerseits fachlich, andererseits auch vom Ablauf her. Natürlich bieten sich einige Optionen an, so wie es ist weiter zu machen. Trotzdem hinterfrage ich oft, ob ich nicht mehr möchte. Auf der einen Seite kann ich als Freelancer nicht weiter wachsen und mehr Kunden bedienen. Das liegt daran, dass viele Hersteller einem Freelancer “Steine” in den Weg legen und es unmöglich ist, einen “guten” Partnerstatus zu bekommen. So kann ich mich zwar weiter beispielsweise in baramundi Schulen und mit der Suite fachlich wachsen, ein besseres Business kann ich damit jedoch kaum aufbauen, weil ich keine zweite Person, in dem Fall einen Vertriebler, beschäftige um einen ernstzunehmenden Partnerstatus zu bekommen und damit Kunden zu gewinnen.
Anderes Beispiel ist Veeam – ich habe eigentlich alle Zertifizierungen (die teilweise ausgelaufen sind), bis auf den Veeam Trainer (VMCT). Einen höheren Partnerstatus kann ich aber nur erreichen durch Neukundenverkäufe, einen viel besseren Partnerstatus nur, wenn eine weitere Person in meinem Unternehmen auch zertifiziert ist. Das sind so Gründe, warum ich ab einen gewissen Zeitpunkt keine “Zukunft” in diese Art von Business sehe.
Möchte ich aber Leute einstellen und ein Systemhaus werden? Eigentlich nicht. Die IT-Branche ist gut bezahlt. Wenn ich nun Leute einstelle muss ich mit dem Risiko leben, dass ein anderer großer Player kommt und gute IT-Fachkräfte abwirbt. Sei es durch Recruiter oder durch Eigeninteresse. Natürlich fragen gelegentlich Kunden an, ob ich nicht jemanden einstellen könnte, damit der denen Hilft, jedoch ist man als Arbeitgeber dann auch in der Pflicht den möglichen Ausfall zu kompensieren….
Vielleicht sollte ich den Fokus meiner Selbstständigkeit umlenken und in ein Freelancer Projekt hüpfen um neue Herausforderungen zu haben und neues zu sehen? Oder ich muss Neukunden akquirieren um eine neue IT-Welt zu sehen… Falls jemand bis hier hin gelesen und Ideen für mich hat, kann er sich gerne bei mir melden… Ich bin offen für Ratschläge und Ideen. Es bleibt für mich also spannend.
Bleibt gesund, genießt die schönen Sonnentage und macht die Welt zu einer Besseren!