Hallo und herzlich Willkommen zum Blog, in dem ich noch nicht “IT-Freelancer vs. IT-Systemhäuser” gegenüberstelle, wie ich es ursprünglich vor hatte. Das werde ich nun ein wenig vertagen #NoVendetta
Nach einem Gespräch mit einem aus einer anderen Branche, kam es mir in den Sinn, mal darüber zu philosophieren, wieso Unternehmen auf externe angewiesen sind, was verkehrt läuft in der IT und warum ich im Umkehrschluss keinen IT’ler einstellen werde. Für den IT-Klempner ist es also wieder Zeit, Licht ins Dunkle zu bringen und die Welt zu retten, erneut! 😀
Warum benötigen Unternehmen überhaupt Unterstützung von Externen?
Aus zwei Hauptgründen
- Weil es Vorgaben und Erwartungen gibt, von intern oder extern, die zum Zeitpunkt X umgesetzt werden muss. Die eigenen Kapazitäten sind limitiert oder nicht vorhanden.
- Die meisten Unternehmen beschäftigen eine eigene IT, die den reibungslosen Betrieb gewährleistet. Für die Umsetzung oder die Entwicklung der eigenen Umgebung oder neuer Projekte bedarf es an Fachwissen.
Dieses Fachwissen extern einzukaufen, projekt- oder auftragsbezogen, gestaltet sich oftmals einfacher, als a) zu suchen, b) zu halten und c) zu bezahlen. Es gibt wenige Branchen, die so viele Chancen und Potentiale hat, wie die IT. Ich weiß nicht, wie es woanders funktioniert, ich berichte immer nur aus meiner kleinen Sicht auf IT-Systemhäuser in Hamburg und Umgebung. Der typische Kreislauf aus der Welt eines IT-Angestellten…
Mehr Geld oder Kündigung
Es ist schon fast verstörend, wie schnell und einfach man das Unternehmen wechseln kann. In der Regel läuft es in der IT so ab, dass der Mitarbeiter seinen Vorgesetzten informiert, “Hey Chef, ich möchte mehr Gehalt“. Der Vorgesetzte sagt dann klassische Sachen wie “Mehr Gehalt = Mehr Leistung. Was kannst du noch machen“. Der Mitarbeiter muss dann wilde Vorschläge machen und erhält dann das Angebot vom Chef “Was hältst du von 100 Euro mehr im Monat (brutto)?”. Nach 2 Jahren Unternehmenszugehörigkeit und Leistung an die 110% erwartet man doch einen größeren Happen vom Kuchen. Bis hierhin ist es noch Branchenneutral – es liegt in der Natur des Angestellten und fleißigen Arbeiters, mehr Gehalt einzufordern – alles total legitim.
Nur wird aber ein Hebel eingesetzt, der so in der Form, gut in der IT funktioniert.
Man pflegt sein Xing/LinkedIN Profil, damit alle mitbekommen, wie toll und qualifiziert man ist. Dann kommt man in Kontakt mit wilden Recruitern, m.M.n. neumodische Menschenhändler. Diese versprechen einem wilde Sachen und exorbitante Gehälter. Vorausgesetzt man erwirkt dadurch eine Neuanstellung und fängt nicht mit Spielchen an wie “Ich habe hier ein Referenzangebot Chef, zahl mir das und ich bleibe“, wird dann gekündigt und man verbessert sich finanziell gut und gerne um 400 € – 500 € im Monat. Großartig.
Die meisten Angestellten haben 4 Wochen Kündigungsfrist und setzten damit den Arbeitgeber von heute auf morgen unter enormen zeitlichen Druck. Die Projekte in der Zukunft müssen erfüllt und umgesetzt werden, es gilt eine technische Stelle nachzubesetzen und dann hat der Angestellte noch Resturlaub und Überstunden und ist quasi nur noch 1 Woche da, um seine Übergabe an die Kollegen zu machen, die dann vielleicht im Sommerurlaub sind.
Aufgrund der Notsituation muss der Arbeitgeber erstmal erfinderisch werden. Volles Programm, die HR-Abteilung muss innerhalb von 4 Wochen also Stellenausschreibung veröffentlichen, Bewerber selektieren usw.
Ich möchte nun nicht den Prozess einer Bewerbungsphase schildern, dass kennt ihr alle selbst. Es liegt also nahe, dass der Arbeitgeber sich in solchen Situationen auch gerne “fix” auf einen Recruiter zurückgreift, der über einen Pool von Menschen sitzt und diese verwaltet, wie ein Marionettenspieler.
Gewinner und Verlierer
Und so dreht sich der Kreis, die klaren Gewinner sind natürlich die Recruiter. In der Regel erhalten diese bei Vermittlung eine Pauschale, die auf das ausgehandelte Jahresgehalt basieren oder z.B. auf 3-Monatsgehältern. Also haben sie einen, wie ich finde, nicht geringen Anteil dran, dass hohe Gehälter fließen und pushen diese hoch. Sie stopfen einfach nur die Löcher in den Unternehmen und die gierigen Hälser der IT’ler. Möglicherweise gehören letztere auch noch zu den “Gewinner”, weil sie nun Mehrgehalt bekommen.
Verlierer sind, fast immer, die Arbeitgeber. Diese haben vielleicht die Mitarbeiter gefördert, entwickelt und groß gemacht und dann verlässt er das Unternehmen. Natürlich kann er es dann auch verpasst haben und wundert sich, warum Leute gehen und bleibt seiner Linie treu; wie immer liegt gibt es nicht nur schwarz und weiß. #31iger
Jeder ist seines Glückes Schmied
Klar, ein guter Mitarbeiter soll gutes Geld verdienen, keine Frage. Aber jemand, der primär aus monetären Gründen wechselt (und bisschen Wischi-Waschi-Alibi-Gerede nebenbei), wird es immer wieder tun. Das Unternehmens-WIR-Gefühl gibt es im IT-Bereich kaum noch. Derjenige, der das Portmonee schön weit aufmacht, ist ein guter Arbeitgeber. Probleme werden nicht durchgestanden; es wird die Flucht ergriffen.
Wiederum kann sich das auch als Chance bieten. Man kann durchaus Mitarbeiter einstellen und technische Entwicklungspläne offenlegen und besprechen, diese auch bitte einhalten und den Mitarbeitern die Möglichkeit bieten, sich darüber hinaus finanziell zu verbessern. Alle 2,5 Jahre 10% zum Beispiel. Ich bin was sowas angeht unerfahren und denke ein Limit macht irgendwo Sinn. Aber das schafft doch eine gemeinsame Bindung und Perspektive.
Wie hoch die Gehälter sind?
Ich weiß aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht, was Unternehmen dafür tun (müssen), um die Gehälter der IT’ler heutzutage zu stemmen. Für die, die nicht aus der IT-Branche kommen, es geht um Jahresgehälter ab 50k Euro aufwärts, teilweise mit zusätzlichen Boni. Ab 50k Euro meint nun nicht 51.020 Euro sondern 60 / 70 / 80 tausend Euro, Tendenz steigend.
Ich denke oft an den finanziellen Gegenwert den ein Mitarbeiter aufbringen muss, um 60k € Gehalt zu rechtfertigen. Der AG ist mit Lohnnebenkosten bei knapp ~ 75k € Euro. Eventuell noch mit Firmenwagen, Tank, Arbeitsmaterial usw. bei ~80k €… Ich wiederhole Achtzigtausend Euro. Wie produktiv muss man sein, damit man das noch rechtfertigen kann?
Jeder kennt nun jeden und viele erzählen viel und noch mehr am meisten. Aber ihr könnt mir glauben, wenn ich euch schreibe/sage, dass einige die den Kram hier auch lesen nur müde bei den o.g. Gehältern schmunzeln und dafür nicht mal aufstehen würden. Die Bewegen sich in Bereichen, die 6-Stelligkeit zu überwinden oder haben dieses schon hinter sich gebracht.
Das erinnert mich an die aktuellen Meldungen um den Fußballverein FC Barcelona, dessen Gehälter 103% der Summe der Einnahmen betragen. Ich hoffe für die Unternehmen nicht, dass es sich in diese Richtung entwickeln wird.
Zum Thema zurück
Die Kurve zum eigentlichen Thema werde ich in diesem Blog nicht mehr hinbekommen. Es ist für Arbeitgeber schwer gute Mitarbeiter zu finden, zu halten und entsprechend zu zahlen. Mehr wollte ich vor dem ausschweifenden Kram gar nicht sagen. Es ist ein Hamsterrad in dem man sich bewegt. Man muss die Themen und Projekte umsetzten, trotz Personal- und/oder Fachmangel. Da liegt es sich einfach nahe, sich entsprechendes Fachwissen einzukaufen.
Option 1, über Systemhäuser, die die selben Probleme haben und eine hohe Fluktuationsrate haben
Option 2, über Freelancer.
Und weshalb ich Freelancer oft, nicht immer, vor den Systemhäusern sehe, schildere ich beim nächsten Mal. #promise
Ehrliche Worte zum Schluss
Hand aufs Herz, ich habe das Spiel natürlich gespielt wie kein Zweiter. Meine Dreistigkeit suchte seinesgleichen, was solche Sachen angeht. Bei mir lag der Fokus aber auf die Weiterentwicklung im technischen und persönlichen Bereich. Und ja, ich habe meine damaligen Arbeitgeber bestimmt sehr damit genervt.
Ich glaube aber es wird nun klar, warum ich selbst keinen anderen IT’ler einstelle, oder?
Ich habe (natürlich) Gespräche dazu gehabt, weil es gute Möglichkeiten oder Situationen dafür gab. Da sind mir dann mal Gehälter von 50k- 80k Euro genannt worden… Sowas bringe ich für niemanden auf, der, allen Anschein nach, nur des Geldes wegen wechselt. Ich möchte damit nicht ausdrücken, dass sie das nicht Wert sind – nur den Gegenwert, mit Lohnkosten und allem drumherum, muss man erstmal erwirtschaften.
Wenn der IT’ler von mir wegwechseln würde, müsste ich Ersatz besorgen und bin dann vielleicht Teil des Teufelskreislaufs und muss auf einen Recruiter zurückgreifen… #Hamsterrad
So long, habt ein erholsames Wochenende!